Aufbau eines geländegängigen Wohnmobiles

 

Wir schreiben das Jahr 1993. Ich bin seit nunmehr einem Jahr bei der Bundeswehr und das Ende der Dienstzeit zeichnet sich schon in der Ferne ab. In einer Nische der Kaserne sehe ich ein ganz besonderes Fahrzeug der 1. Kompanie. Es handelt sich um einen Unimog 404.1 Funkwagen mit Kofferaufbau. Mit seinen fast menschlichen Gesichtszügen stach der Wagen schon sehr stark aus dem normalen Fuhrpark eines Fallschirmjäger Bataillons heraus. Irgendwie habe ich mich wohl auf Anhieb in den Wagen verliebt. Jahre zuvor hatte ich schon einmal nach einem Wohnmobil auf Basis eines Oldtimers Ausschau gehalten. Damals war ich auf den MAN 630 L2A Küchenwagen gekommen. Es stellte sich allerdings heraus, dass der mit 8t Lehrgewicht wohl für meinen bescheidenen Führerschein Klasse 3 zu schwer ist. Außerdem war die Reisegeschwindigkeit von ca. 70km/h auch nicht gerade hoch.

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Nun war diese Flamme neu entbrannt und ich informierte mich bei der Vebeg nach anstehenden Versteigerungen. Damals standen Fahrzeuge beim Heeresmaterialdepot in Weener zum Verkauf und ich machte mich auf den Weg. Nun ja, das Ergebnis sieht man auf dem Bild. Glück habe ich wohl mit dem Wagen gehabt. Sogar die Batterien waren noch gut und ich konnte einsteigen, starten und weg fahren. Allerdings erst, nachdem ich die Auktion der Vebeg gewonnen hatte....

 

 

Es war Januar 1994, draußen ziemlich kalt und meine Zeit verbrachte ich immer noch beim Bund. Also sollte der Unimog erst noch etwas Geduld haben, bis ich ab März dann wieder Zivilist und noch dazu Student mit viel Zeit war. Nun ja, auf jeden Fall war ich wieder mehr Zeit zu Hause und das Wetter war auch angenehmer, um die Pläne zu verwirklichen.

Da der Motor ja gut lief, befolgte ich nur diverse Tipps bezüglich anderer Düsen (die Seitens der BW schon montiert waren) und der militärischen, schwallwassergeschützten Zündanlage. Nur ganz am Rande, Gerüchte über einen Verbrauch von 40l Benzin auf hundert Kilometern sind völlig aus der Luft gegriffen. Ich habe es auf 27l gebracht, dies allerdings unter Volllast.

 

 Ein Bild, das LKW, draußen, Himmel, Transport enthält.

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Da ja der Motor o.k. war, kümmerte ich mich um die Lackierung des Wagens. Ich dachte mir, als Student macht sich der Flecken Tarn nicht ganz so gut. Außerdem gab es ja schon Pläne, ins außereuropäische Ausland zu fahren und auf Grund der Ausfuhrgenehmigungspflicht (wegen des Flecken Tarn) war es einfacher, direkt anders zu lackieren. Also, Koffer runter, Führerhaus überholen, Sprachrohr ausbauen und wieder Koffer drauf auf den Rahmen. Danach dann noch die großen Flächen des Koffers lackiert und die alte Isolierung aus dem Koffer gerissen. Hier sollte moderne Kunststoffisolierung aus dem Campingbereich die Wärmewerte verbessern. Ein großer Fehler, den ich begangen habe, war, dass ich die Temperaturreglung der Heizung ausgebaut habe. Danach gab es nur noch ganz oder gar nicht und das bedeutete innerhalb von drei Minuten 50°C im Inneren des Koffers.

 

Nach der Farbe kam dann der Campingausbau. Hinten quer zwei Sitzbänke, dazwischen ein Klapptisch, dann noch einen Küchenblock mit Kühlschrank und Spüle und fertig ist das Wohnmobil. Allerdings unterlief mir noch ein Fehler. Anstatt auf herkömmliche Gasflaschen zu setzen, habe ich einen Flüssiggastank unter dem Wagen montiert. Die Konsequenz: erstens kein Platz mehr für das Reserverad, dass dann auf das Dach wanderte und zweitens ein sehr hoher Preis für den Gastank, sowie für das zu tankende Flüssiggas. Also, das nächste Mal gibt es Gasflaschen und einen Kran zur Verlasten des Reserverades....

 

 

Nach einiger Zeit (1 Semester) war der Wagen fertig, um zugelassen und getestet zu werden, um dann schnellst möglich in den Urlaub zu fahren.

 

Hierzu war natürlich eine Komplettabnahme beim TÜV notwendig. Also, morgens ganz früh nach Osnabrück Atter zum TÜV und abwarten, was der Prüfer so sagt. Der zuständige Ingenieur war begeistert. Er fand keinen Mangel, obwohl die Tarnlichteinrichtung gefiel ihm nicht gerade. Dann kam der Bremsentest..... und das Unheil nahm seinen Lauf. Nachdem die Vorderräder ihre Bremswirkung unter Beweis stellen mussten, wollte der Prüfer vorfahren, um die Hinterradbremse zu testen. Da er über den Prüfstand hinweg rollte, musste er zurück setzen. Na ja, er versuchte es, aber mit der Schaltung und dem Wahlhebel für Vorwärts und Rückwärts kam er irgendwie wohl nicht zurecht. Auf jeden Fall bekam er den Rückwärtsgang nicht rein, dafür allerdings ein paar Metalteile unten herum aus der Kupplung heraus.

 

Der Motor verstummte und der Prüfer meinte:"...komm wir schieben ihn von Hand auf den Prüfstand, dann sind wir mit der Abnahme durch und du musst nicht noch einmal her kommen." Tja, die Prüfung bestand der Kübel auch ohne Probleme. Das einzige Problem war dann die Rückfahrt. Die Kupplung hatte sich durch das Gerühre des Prüfers im Getriebe verabschiedet und somit war das Schalten auf dem Rückweg etwas schwieriger. Da ich ja schon in wenigen Tagen in den Urlaub aufbrechen wollte, fuhr ich direkt zu einer Unimog Werkstatt, um die Kupplung reparieren zu lassen. Nun ja, das Ergebnis waren 230,- DM Ersatzteile und 1.900,- DM Arbeitslohn. Das schlimmste war noch, es war nicht nachzuweisen, dass die Schuld für den Schaden beim TÜV lag. Somit musste ich die Kosten selber tragen....

 

Nach der Reparatur war alles prima. Nun ja, allerdings sind auch 27l pro 100km viel, wenn man als Student mal eben 2.000km bis nach Vieux Boucau les Bains an der französischen Atlantikküste mit dem Wagen runter reißt. Außer einem Loch in meinem Geldbeutel gab es fast keinen Schaden auf der Tour. Na gut, der Tacho hat den Geist aufgegeben, aber wer braucht den schon. Der Wagen lief eh nicht ganz 80km/h und viele Begrenzungen konnte man damit nicht überschreiten.

 

 Ein Bild, das Baum, draußen, LKW, Transport enthält.

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Nach dem ersten Testurlaub dann noch ein paar kleine Arbeiten, was die Lackierung anging. Es sollte noch ein Airbrush aufgebracht werden. Und was sollte der dann wohl zeigen? Natürlich eine Karte von Afrika, der Plan für die Reise war ja schon gemacht. Alles in allem ergab sich ein schnuckeliges, geländegängiges Wohnmobil, dass man einfach gern haben musste....

 

 

Später habe ich dann noch einmal einen neuen Kübel gekauft, den ich eigentlich noch einmal vernünftig aufbauen wollte…

 

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Zu dem neuen Aufbau ist es aber dann nicht mehr gekommen…